Nicole Gerlach

Nicole Gerlach

Dipl. Pädagogin | M.Sc. Supervision | Lehrtrainerin GAV | Mediatorin

12. Landeskonferenz, Düsseldorf 07.12.2009 –Referat:  Keine Angst vor Cybermobbing

Referentin:  Nicole M. Gerlach , Dipl. Päd., M.Sc.,  Supervisorin, Mediatorin, Deeskalationstrainerin/Lehrtrainerin GAV, Schulentwicklung mit den Arbeitsschwerpunkten: Soziales Lernen, Konstruktive-Konflikt-Kultur, Gewaltprävention und –intervention - mail: marjo(at)muenster.de oder www.gewaltakademie.de 

Mobbing im Zeitalter von Handy, Internet & Co - Mit Cyber-Mobbing umgehen!

Twitter, Chat, Blog, E-Mail, SMS, Instant Messenger, Youtube, facebook, spickmich.de,  Studi oder SchülerVZ -  Handy, Internet & Co. sind integraler Bestandteil unserer digitalen Kommunikationskultur. Ohne diese neuen Medien sind soziale Netzwerke gerade unter Kindern und Jugendlichen heute nicht mehr denkbar. Während die meisten, die neuen Kommunikationsformen und -möglichkeiten ausgiebig gebrauchen, um sich auszutauschen, scheint es immer häufiger auch Menschen zu geben, welche die Neuen Medien missbrauchen. Sie nutzen Handy, Internet & Co., um andere Menschen ganz bewusst auf Dauer zu diffamieren und Bloß zu stellen. Heute sprechen viele in diesem Zusammenhang von sog. Cyber-Mobbing. 

 

Mobbing vs. Cyber-Mobbing?

War "analoges" Mobbing eine Erscheinung, die in der Regel einer Bühne innerhalb eng abgrenzbare und fester Gruppenstrukturen bedurfte, sucht und braucht Cyber-Mobbing die unüberschaubar große Öffentlichkeit. Dies erhöht den sozialen Druck auf die Opfer nochmals. Während Mobbing-Opfer früher sichere private Rückzugsräume kannten, werden sie heute von Cyber-Mobbingangriffen bis in die eigenen vier Wände verfolgt. Cyber-Mobbing kann so rund um die Uhr stattfinden. Täter, Gehilfen und Zuschauer fühlen sich dagegen in einer scheinbaren Anonymität sicher. Gleichzeitig scheint die (vermeintlich sichere) Anonymität im digitalen Raum viele Mobbingprozesse zu beschleunigen und zu verstärken (erhöhte Qualität/Quantität von Angriffen, gesteigerte Angst/Verunsicherung beim Opfer, gesteigertes Bedrohungsgefühl usw.). Im Gegensatz zum herkömmlichen Mobbing scheinen sich im digitalen Raum zudem klare Rollenzuordnungen zu verwischen (Wer ist (noch) Zuschauer? Wer bereits Unterstützer oder Täter? Wer Beteiligter? Wer (schon) Opfer?). 

 

Stichwort Cyber-Mobbing/Cyberbullying

Die neue, bisher wenig untersuchte Erscheinungsform des klassischen Mobbings/Bullyings hängt also wesentlich mit der immens großen Bedeutung der Neuen Medien im Alltag Jugendlicher zusammen. Aktuelle Studien lassen vermuten, dass deutschlandweit etwa zwei Millionen Schülerinnen und Schüler Opfer von Cybermobbing sein könnten (vgl. nur Jäger/ Riebel 2009. Mobbing bei Schülerinnen und Schülern in der Bundesrepublik Deutschland. Zentrum für empirische pädagogische Forschung, Universität Koblenz-Landau.) Die Neuen Medien sind sowohl Mittel als auch Plattform, um das Opfer absichtlich durch wiederholte und systematische Bedrohungen, Demütigungen, Beleidigungen oder durch Verbreiten von Gerüchte anzugreifen. Ziel ist die nachhaltige Schädigung des Ansehens. Das Opfer ist diesen virtuellen Angriffen auf dauerhaft ausgeliefert. Von Erwachsenenseite sollten diese Rufschädigungen und Angriffe immer ernst genommen werden. Internet und andere digitale Medien sind integraler Bestandteil der täglichen Kommunikationskultur unter Jugendlichen und Kindern. Wer auf den einschlägigen sozialen Plattformen im Internet auftaucht und viele bestätigte Kontakte auf seiner Freundesliste (Buddy-Liste) vorweisen kann, genießt heute unter Jugendlichen einen entsprechend hohen Status. Er ist in seiner Bezugsgruppe anerkannt. Die große Bedeutung, die neue Medien unter Kindern und Jugendlichen haben, zeigt sich so z. B. daran, dass es als klares und demonstratives Zeichen der Ablehnung und Zurückweisung einer Person gilt, wenn diesem die Bitte um Aufnahme auf die Kontaktliste verweigert wird. 

 

Interventions- und Präventionsansätze

Cyber-Mobbing weist zwar Besonderheiten auf, in seinen Grundstrukturen ist es aber eine Erscheinungsform des klassischen Mobbings. Interventions- und Präventionsansätze müssen daher nicht vollkommen neu gedacht sondern entsprechend angepasst werden. Wenn wir es dabei schaffen an unseren Schulen auf Dauer eine ressourcenorientierte Anerkennungskultur zu gestalten und täglich vom Lehrer- übers Klassenzimmer zu leben, sollte Mobbing keinen ausreichenden Nährboden finden. Eine kontinuierliche Kompetenzerweiterung aller am Schulleben beteiligten Menschen (Eltern, Lehrer, Schüler, Jugendarbeit etc.) sollte daher das Ziel haben, in der jeweiligen Schule einen Nährboden für einen Kultur der Anerkennung und einen Ort für konstruktive Auseinandersetzung zu schaffen.

 

Literatur und Links: 

Gerlach, Mobbing - Ein Praxis- und Methodenhandbuch, 2. vollständig neubearbeitete und erweiterte. Aufl. 2009, Edition Zebra der Gewalt Akademie Villigst, ISBN 978-3-00-027273-8

Shariff, Shaheen, Cyberbullying – Issues and solutions for the school, the classroom and the home, NewYork 2008

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